Karstadt geht, Globus kommt

 

Trier: Karstadt geht, Globus kommt

 

Der Strukturwandel im Handel ist in vollem Gange. Beschleunigt durch die Corona Krise schließt in der Trierer City das größte der drei Warenhäuser Karstadt und auf der „Grünen Wiese“ darf sich das Unternehmen Globus aufgrund einer Mehrheitsentscheidung des Stadtrats mit einem 10.000 qm großflächigen SB-Markt ansiedeln.

 

Nachdem sich im April 2019 der Stadtrat zunächst für die Prüfung weiterer Standorte aussprach und damit Globus vorerst ausbremste, war jetzt im übrigen Handel die Enttäuschung groß. Die Stadtverwaltung unter Federführung des Einzelhandelsdezernenten Andreas Ludwig favorisierte als Ergebnis dieser Prüfung ein in unmittelbarer Nähe des ursprünglich geplanten Standorts gelegenes Areal. Bereits diese Auswahl zeigte, dass den erheblichen Bedenken aller Wirtschaftsorganisationen keine Rechnung getragen wurde. Die bereits aufgrund der Corona Pandemie und dem damit einhergehenden Wachstum des Online-Handels zunehmende Bedrohung der Innenstadt und die zu erwartenden Umsatzeinbußen der Lebensmittelgeschäfte in den Stadtteilen werden damit zugunsten eines einzelnen Unternehmens billigend in Kauf genommen. Gewerbesteuermehreinnahmen, neue Arbeitsplätze und die für die Stadt Trier kostengünstige Entwicklung eines Gewerbegebietes waren verlockender als die Erhaltung der bewährten Nahversorgungssituation.

 

Auch die vom Handelsverband Region Trier in Auftrag gegebenen Gutachten blieben am Ende unberücksichtigt. Den öffentlich immer wieder vorgetragenen erheblichen Bedenken sowohl seitens der Präsidentin Theresia Sanktjohanser als auch durch den Geschäftsführer des EHV Alfred Thielen zeigten sich die Stadtratsmitglieder im Vorfeld der Entscheidung gegenüber aufgeschlossen. Aber als es darauf ankam, votierten allen voran CDU und SPD, aber auch die FDP, die Unabhängige Bürgervertretung und die AfD mehrheitlich für eine Ansiedlung. Immerhin die stärkste Fraktion des Rates, Bündnis 90/Die Grünen und auch Die Linke sprachen sich dagegen aus. Das Pikante an diesem Stadtratsbeschluss war aber, dass sich ein ehemaliger Innenstadt-Einzelhändler zusammen mit drei Partei-Kollegen von ihrer eigenen Grünen-Fraktion distanzierten und mit den anderen für eine Globus Ansiedlung stimmten, was letztendlich entscheidend war. Immer wieder wurde mit dem an den Haaren herbeigezogenen Argument, „wenn wir Globus nicht ansiedeln, machen es andere“, Ängste geschürt und die begründeten Bedenken der Gegner bei Seite geschoben.

 

Zumindest konnte der Handelsverband Region Trier es mit seinen Gutachten erreichen, dass weitere großflächige Einzelhandelsansiedlungen am Rande der Stadt nicht per se zugelassen werden, sondern die jeweiligen Ansiedlungsbegehren mit großflächigem innenstadtrelevantem Sortiment in jedem Einzelfall dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werden müssen. Das kann aber letztendlich nicht die Enttäuschung darüber aufwiegen, dass die Stadt Trier mit der Ansiedlung von Globus am äußeren Rand ihrer Stadtgrenze eine Kehrtwende in ihrer Ansiedlungspolitik vollzogen hat und damit die Innenstadt weiter schwächt.

 

Für den übrigen Einzelhandel sowohl in der Trierer City als auch in den Stadtteilen wird es damit noch schwieriger, sich gegenüber der Großfläche auf der „Grünen Wiese“ und dem Online-Handel zu behaupten. Die Stadt Trier hat mit ihrer Entscheidung die historische  Chance verpasst, als Handelsstandort einmalig zu bleiben.